Sablino-Höhlen: Unterirdische Labyrinthe, Legenden und Besuchstipps
Entdecke die Sablino-Höhlen bei St. Petersburg: Geschichte des Quarzsandbergbaus, unterirdische Labyrinthe, Legenden, Regeln, Preise und Anreise – Guide.
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Die Sablino-Höhlen zählen zu den ungewöhnlichsten Orten der Leningrader Oblast. Nur vierzig Kilometer von St. Petersburg entfernt eröffnet sich eine echte Unterwelt: lange Korridore, weite Hallen, niedrige Engstellen und Durchgänge, in denen man sich schnell wie die Figur eines Abenteuerromans fühlt.
Wie die unterirdischen Labyrinthe entstanden
Die Geschichte beginnt im 18. Jahrhundert, als nahe Tosno Quarzsand für die Glasproduktion abgebaut wurde. Das Vorkommen erwies sich als günstig: Das Gestein war weich und leicht zugänglich, die Stollen dehnten sich immer weiter in Breite und Tiefe aus. So entstanden die ersten künstlichen Gänge. Anfang des 19. Jahrhunderts kam die Förderung zum Erliegen – und die Natur übernahm. Grundwasser formte die Hohlräume um: Manche Passagen liefen voll, andere stürzten ein, neue Verbindungen, kleine unterirdische Seen und rieselnde Bäche entstanden.
Im Laufe der Jahre boten die Höhlen Schutz für alle, die sich verbergen mussten – von Flüchtigen bis zu Revolutionären. Im Zweiten Weltkrieg suchten Zivilisten hier Zuflucht, in der Umgebung operierten Partisanengruppen. In den 1980er-Jahren erlebten die Tunnel ein kurioses, lebhaftes Kapitel: Familien und Einzelgänger ließen sich unter Tage nieder, eine Kommune, die Berichten zufolge auf bis zu dreihundert Menschen anwuchs.
Was einen innen erwartet
Die Sablino-Höhlen beginnen in einer markanten Schlucht, die der Fluss Tosna ins Gestein geschnitten hat. Zugänge öffnen sich direkt in den steilen Uferhängen und führen in große Kammern und schmale Verbindungen.
Am bekanntesten ist die Höhle „Linkes Ufer“. Teile ihrer Gänge sind ausgebaut, Strom ist verlegt, es gibt eine Kapelle und Säle, die für Konzerte genutzt werden. Unterwegs begegnet man mit etwas Glück Fledermäusen, uralten Fossilien und dem berühmten „Mäuse‑Kriechgang“ – eine Stelle, die nur im Liegen zu passieren ist.
Die Höhle „Dreiäugige“ ist kleiner, aber nicht weniger reizvoll. Hinein geht es ausschließlich bäuchlings, durch eine ihrer drei Öffnungen – daher der Name.
Wer eine längere Route sucht, nimmt die „Perle“ – eine echte Untergrundstadt mit rund fünf Kilometern verwinkelter Gänge und Säle mit sprechenden Namen: „Meerjungfrau“, „Metro“ und „Säulensaal“.
Legenden, die einen frösteln lassen
Die Sablino-Höhlen haben in der lokalen Überlieferung ihre eigenen „Bewohner“. Die bekannteste Figur ist Großmutter Matwejewna: Der Erzählung nach stürzte sie aus ihrem Keller in die Unterwelt und blieb dort. Besucher berichteten, sie hätten eine alte Frau gesehen, die Karotten anbietet, und Stammgäste raten, das Geschenk nicht anzunehmen.
Eine andere Geschichte erzählt vom Weißen Höhlenforscher, der in der Höhle „Hose“ seine letzte Ruhe gefunden haben soll. Auf seinem improvisierten Grab liegen Zigaretten, Streichhölzer und Münzen. Man solle sie nicht berühren, heißt es – es bringe Unglück.
Besuch und Wissenswertes
Die Höhlen gehören zu einem ausgewiesenen Naturdenkmal. Führungen finden nach Voranmeldung statt, die Tickets kosten zwischen 500 und 1.000 Rubel.
Die Regeln gelten für alle:
- keine Zufahrt mit Fahrzeugen auf das Gelände;
- keine Haustiere;
- Rauch- und Alkoholverbot;
- Kinder nur in Begleitung von Lehrkräften oder Eltern;
- im Winter ist der Zugang eingeschränkt – in den Höhlen halten Fledermäuse Winterschlaf; jede Störung kann eine ganze Population auslöschen;
- in Innenbereichen sind Masken vorgeschrieben.
Anreise
Die Sablino-Höhlen liegen bei Uljanowka.
Mit dem Auto: dem Moskovskoye Highway bis zum Ortsschild folgen, dann in Richtung Nikolskoye abbiegen. Die Kasse des Naturkomplexes befindet sich an der Brücke.
Mit dem Vorortzug: ab dem Bahnhof Moskovsky bis Sablino. Von dort weiter mit Bus oder Minibus bis zum Eingang des Komplexes.
Mit dem Bus: tagsüber verkehren mehrere Linien von der Metrostation Zvezdnaya. Von der Haltestelle sind es nur wenige Schritte bis zu den Höhlen.
Eine Unterwelt gleich neben der Stadt
Die Sablino-Höhlen verbinden Geschichte, Naturschönheit und eine leise Spur Unheimliches. Man verliert leicht das Zeitgefühl und schlüpft unmerklich in die Rolle der Entdeckerin oder des Entdeckers, bewegt sich Gang für Gang tiefer in die Dunkelheit – genau diese Stimmung zieht viele immer wieder an.