Libido unter Antidepressiva: Ursachen, Dauer, was hilft

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Ein vermindertes sexuelles Verlangen zählt zu den am häufigsten diskutierten Nebenwirkungen von Antidepressiva. Manche spüren Veränderungen schon in den ersten Wochen, andere erst nach Monaten der Behandlung. Da stellt sich zwangsläufig die Frage: Kann die Libido so weit absinken, dass sie nicht mehr zurückkehrt? Was die Medizin dazu sagt – und ab wann man sich wirklich Sorgen machen sollte.

Wie Antidepressiva wirken

Antidepressiva werden nicht nur bei Depressionen verordnet. Sie kommen auch bei Angststörungen, Zwangsstörungen, PTBS und Essstörungen zum Einsatz. Ihre Wirkung läuft über Neurotransmitter – chemische Botenstoffe, die Stimmung und emotionale Reaktionen steuern:

  • Serotonin;
  • Noradrenalin;
  • Dopamin;
  • Melatonin.

Die Feinjustierung ihrer Spiegel stabilisiert die psychische Gesundheit, kann aber als Nebeneffekt andere Systeme beeinflussen – darunter das hormonelle.

Warum das sexuelle Verlangen sinken kann

Für den Rückgang der Libido gibt es mehrere mögliche Gründe:

Hormonelle Schwankungen

Antidepressiva beeinflussen Testosteron und Östrogen. Diese Hormone stehen in direktem Zusammenhang mit dem sexuellen Verlangen: Je geringer ihre Aktivität, desto schwächer die Libido.

Physiologische Veränderungen

Einige Patientinnen und Patienten berichten von:

  • vaginaler Trockenheit oder unzureichender Lubrikation;
  • Erektionsschwierigkeiten;
  • ausbleibenden Orgasmen.

Diese Reaktionen sind belastend und verstärken häufig den Stress – der seinerseits das Interesse an Sex dämpft.

Kann die Libido dauerhaft verloren gehen

Im Regelfall zeigt sich folgendes Muster: Nebenwirkungen treten früh in der Behandlung auf und lassen allmählich nach. Mitunter dauert das nur einige Wochen, gelegentlich zwei bis drei Monate. Dennoch sind in der Medizin seltene, anhaltende Verläufe beschrieben. Dieses Phänomen heißt post-SSRI-sexuelle Dysfunktion und betrifft etwa 0,46 % der Patientinnen und Patienten. Wenn die Besserung ausbleibt, verunsichert das – ein klarer zeitlicher Rahmen hilft jedoch, die Erwartungen realistisch zu halten.

Der Mechanismus steht mit epigenetischen Veränderungen in Verbindung – Eigenschaften des Serotoninsystems, die auch nach dem Absetzen fortbestehen können. Klären sich die Beschwerden nicht innerhalb von zwei bis drei Monaten nach Therapieende, sollte ärztlicher Rat eingeholt werden. Das gilt für Frauen wie für Männer gleichermaßen.

Welche Medikamente die Sexualität stärker beeinflussen

Geringe Auswirkungen:

  • bupropion, mirtazapin, vilazodon, vortioxetin;
  • duloxetin, desvenlafaxin, levomilnacipran;
  • selegilin (ein MAO-Hemmer).

Ausgeprägtere Nebenwirkungen:

  • SSRI: paroxetin, sertralin, fluoxetin, citalopram, escitalopram;
  • venlafaxin;
  • amitriptylin, clomipramin;
  • MAO-Hemmer älterer Generation.

Die Reaktionen sind individuell: Manche bemerken gar keine Veränderungen, bei anderen sinkt die Libido schon in den ersten Wochen deutlich.

Wie sich das sexuelle Verlangen zurückholen lässt

Sowohl während als auch nach einer Behandlung mit Antidepressiva können mehrere Ansätze unterstützen.

Bewegung

Bei Frauen nimmt die Sensitivität oft etwa eine halbe Stunde nach dem Training zu. Bei Männern kann Ausdauertraining die Erektionsfunktion verbessern.

Emotionale Nähe zum Partner oder zur Partnerin

  • Wärme und ruhige Kommunikation stärken das intime Vertrauen und lassen Anspannung sinken.
  • Verzicht auf Alkohol und Tabak
  • Beide Gewohnheiten senken für sich genommen die Libido; während der Behandlung verstärkt sich dieser Effekt.

Intimität planen

Treten die Nebenwirkungen zu bestimmten Tageszeiten auf, lohnt es sich, eine passendere Zeitspanne zu wählen.

Therapie anpassen

Ärztlich kann die Dosis verändert, eine begleitende Medikation ergänzt oder ein anderes Antidepressivum gewählt werden. In der Praxis bewähren sich oft kleine, abgestimmte Anpassungen mehr als drastische Schritte.

Medikamente zur Steigerung der Libido (verschreibungspflichtig)

  • Für Frauen: Flibanserin, Bremelanotid.
  • Für Männer: Medikamente zur Erektionsunterstützung (Sildenafil, Tadalafil usw.).