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Tal des Todes in Jakutien: die rätselhaften Kessel
Jakutiens Tal des Todes: Legenden, Kessel und Fakten
Tal des Todes in Jakutien: die rätselhaften Kessel
Was steckt hinter den Kesseln im Tal des Todes in Jakutien? Wir beleuchten Legenden und wissenschaftliche Erklärungen zu Krater-Seen, Gas und Permafrost.
2025-12-01T07:20:23+03:00
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Das „Tal des Todes“ in Jakutien zählt zu den rätselhaftesten Orten Sibiriens. Mit dem amerikanischen Namensvetter hat es wenig gemein: Statt Hitze und Wüste prägen tiefe Taiga, der Fluss Wiljui und gelegentliche Jägerlager die Szenerie. Und doch wirft dieser abgeschiedene Landstrich seit Jahrzehnten Fragen auf: Woher stammen die geheimnisvollen „Kessel“ – und warum haftet dem Gebiet ein so düsterer Name an?Wo ein „Kessel“ steht, in dem Bäume wachsenMündliche Überlieferungen von Jägern legten den Grundstein für Legenden, die im Lauf der Zeit immer mehr Details sammelten. Die meisten Erzählungen treffen sich in einem Punkt: In den Oberläufen des Wiljui liegen gewaltige Metallbecken, halb im Boden versunken. Ortsansässige berichten, die „Kessel“ seien so groß, dass man hineingehen und sogar Unterschlupf finden könne – drinnen bleibe es angeblich über dem Gefrierpunkt.Forscher stießen im 19. Jahrhundert erstmals in Dokumenten auf Hinweise. Der russische Naturforscher Richard Maak erwähnte einen riesigen „Kessel“ am Nebenfluss Algiy timirnit. Vermessen wurde er nie: Sichtbar war nur der Rand, doch Jäger behaupteten, im Inneren wüchsen Bäume. Überprüfen lässt sich das nicht – Maak war nie selbst dort und stützte sich auf lokale Berichte. Gerade diese Erzählungen aber nährten den Mythos.Krankheit, Furcht und erste DeutungenNach der Überlieferung fühlten sich Jäger unwohl, wenn sie in einen der Kessel hinabstiegen. Wer einmal hineinging, spürte Mattigkeit; wer dort mehrfach übernachtete, starb an unerklärlichen Krankheiten. So setzte sich der Name durch – Елюю Чёркёчюёк, was als „Tal des Todes“ übersetzt wird.Der Brief von Mikhail Koretsky: der ausführlichste BerichtFür den größten Widerhall sorgte ein Brief von Mikhail Koretsky, 1996 in der Zeitung Trud veröffentlicht. Er schilderte, in den 1930er–1940er Jahren sieben Kessel gesehen zu haben, und notierte mehrere Auffälligkeiten:Durchmesser von 6–9 Metern;Metall, das nicht wie Kupfer wirkte und Werkzeugen nicht nachgab;eine Oberfläche mit sandpapierähnlicher Beschichtung;„ungewöhnliche“ Vegetation in der Umgebung: riesiger Ampfer, hoch aufragendes Gras, extrem dicke Baumstämme.Koretsky und seine Begleiter stiegen hinein; danach verlor einer von ihnen sämtliches Haar. Der Verfasser selbst bekam Geschwüre am Kopf. Außerdem fand er einen schwarzen, perfekt geformten Stein, der Glas mühelos ritzen konnte.Zwei runde Seen und seltsame HügelNach der Veröffentlichung trafen in der Redaktion zahlreiche ähnliche Berichte ein. Die Karte der vermeintlichen Fundorte wuchs – und mit ihr die Verwirrung. Im 21. Jahrhundert brachen Enthusiasten zu eigenen Expeditionen auf. Konkrete Kessel fanden sie nicht, doch zwei markante Spuren tauchten immer wieder auf:runde Seen, deren Form an Krater denken ließ;gleichmäßige Erdhügel, als seien sie aus einem Riesen-Eimer ausgeschüttet.In der Nähe der Seen spielte die Kompassnadel verrückt – ein Detail, das die Faszination eher steigerte.Erklärungen der Wissenschaft: Gas, Permafrost und GeologieFachleute holen die Geschichte auf den Boden. Der Staatliche Geologieausschuss Jakutiens verweist auf zahlreiche Gasaustritte in der Region. Das Einatmen von Methan kann Halluzinationen und plötzliches Unwohlsein auslösen. Die runden Seen und Hügel deuten die meisten Forscher als Folge kryogener Prozesse:Hebungshügel entstehen, wenn Schmelzwasser lockere Sedimente nach oben drückt;sackt ein Hügel wieder ab, bildet sich ein Thermokarst-See.Solche Seen zeichnen nicht selten einen nahezu perfekten Kreis.Und die „Kessel“?Historiker vermuten, das Bild einer Kupferschale könnte auf frühe Funde bronzener Gefäße zurückgehen. In Sibirien lebten Stämme mit Verbindungen zu skythischen Gruppen, deren riesige Kessel auch Herodot erwähnte. Vielleicht bekamen frühe Jäger tatsächlich einmal ein solches Gefäß zu Gesicht – und aus einer einzelnen Begebenheit wuchs eine Legende.Ein Ort, an dem Mythen länger leben als MenschenErzählungen über „schwarze einäugige Wesen“, „Eisenmänner“, rätselhafte Metalle und seltsames Gras kursieren weiterhin in Gesprächen und Artikeln. Je gründlicher die Taiga erforscht wird, desto öfter treten bodenständige Erklärungen an die Stelle des Mystischen. Und doch bleibt das Tal des Todes ein Ort, an dem Überlieferungen mitunter überzeugender klingen als Belege – vielleicht genau deshalb kehren Menschen immer wieder zu dieser Geschichte zurück.
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2025
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Jakutiens Tal des Todes: Legenden, Kessel und Fakten
Was steckt hinter den Kesseln im Tal des Todes in Jakutien? Wir beleuchten Legenden und wissenschaftliche Erklärungen zu Krater-Seen, Gas und Permafrost.
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Das „Tal des Todes“ in Jakutien zählt zu den rätselhaftesten Orten Sibiriens. Mit dem amerikanischen Namensvetter hat es wenig gemein: Statt Hitze und Wüste prägen tiefe Taiga, der Fluss Wiljui und gelegentliche Jägerlager die Szenerie. Und doch wirft dieser abgeschiedene Landstrich seit Jahrzehnten Fragen auf: Woher stammen die geheimnisvollen „Kessel“ – und warum haftet dem Gebiet ein so düsterer Name an?
Wo ein „Kessel“ steht, in dem Bäume wachsen
Mündliche Überlieferungen von Jägern legten den Grundstein für Legenden, die im Lauf der Zeit immer mehr Details sammelten. Die meisten Erzählungen treffen sich in einem Punkt: In den Oberläufen des Wiljui liegen gewaltige Metallbecken, halb im Boden versunken. Ortsansässige berichten, die „Kessel“ seien so groß, dass man hineingehen und sogar Unterschlupf finden könne – drinnen bleibe es angeblich über dem Gefrierpunkt.
Forscher stießen im 19. Jahrhundert erstmals in Dokumenten auf Hinweise. Der russische Naturforscher Richard Maak erwähnte einen riesigen „Kessel“ am Nebenfluss Algiy timirnit. Vermessen wurde er nie: Sichtbar war nur der Rand, doch Jäger behaupteten, im Inneren wüchsen Bäume. Überprüfen lässt sich das nicht – Maak war nie selbst dort und stützte sich auf lokale Berichte. Gerade diese Erzählungen aber nährten den Mythos.
Krankheit, Furcht und erste Deutungen
Nach der Überlieferung fühlten sich Jäger unwohl, wenn sie in einen der Kessel hinabstiegen. Wer einmal hineinging, spürte Mattigkeit; wer dort mehrfach übernachtete, starb an unerklärlichen Krankheiten. So setzte sich der Name durch – Елюю Чёркёчюёк, was als „Tal des Todes“ übersetzt wird.
Der Brief von Mikhail Koretsky: der ausführlichste Bericht
Für den größten Widerhall sorgte ein Brief von Mikhail Koretsky, 1996 in der Zeitung Trud veröffentlicht. Er schilderte, in den 1930er–1940er Jahren sieben Kessel gesehen zu haben, und notierte mehrere Auffälligkeiten:
- Durchmesser von 6–9 Metern;
- Metall, das nicht wie Kupfer wirkte und Werkzeugen nicht nachgab;
- eine Oberfläche mit sandpapierähnlicher Beschichtung;
- „ungewöhnliche“ Vegetation in der Umgebung: riesiger Ampfer, hoch aufragendes Gras, extrem dicke Baumstämme.
Koretsky und seine Begleiter stiegen hinein; danach verlor einer von ihnen sämtliches Haar. Der Verfasser selbst bekam Geschwüre am Kopf. Außerdem fand er einen schwarzen, perfekt geformten Stein, der Glas mühelos ritzen konnte.
Zwei runde Seen und seltsame Hügel
Nach der Veröffentlichung trafen in der Redaktion zahlreiche ähnliche Berichte ein. Die Karte der vermeintlichen Fundorte wuchs – und mit ihr die Verwirrung. Im 21. Jahrhundert brachen Enthusiasten zu eigenen Expeditionen auf. Konkrete Kessel fanden sie nicht, doch zwei markante Spuren tauchten immer wieder auf:
- runde Seen, deren Form an Krater denken ließ;
- gleichmäßige Erdhügel, als seien sie aus einem Riesen-Eimer ausgeschüttet.
In der Nähe der Seen spielte die Kompassnadel verrückt – ein Detail, das die Faszination eher steigerte.
Erklärungen der Wissenschaft: Gas, Permafrost und Geologie
Fachleute holen die Geschichte auf den Boden. Der Staatliche Geologieausschuss Jakutiens verweist auf zahlreiche Gasaustritte in der Region. Das Einatmen von Methan kann Halluzinationen und plötzliches Unwohlsein auslösen. Die runden Seen und Hügel deuten die meisten Forscher als Folge kryogener Prozesse:
- Hebungshügel entstehen, wenn Schmelzwasser lockere Sedimente nach oben drückt;
- sackt ein Hügel wieder ab, bildet sich ein Thermokarst-See.
Solche Seen zeichnen nicht selten einen nahezu perfekten Kreis.
Und die „Kessel“?
Historiker vermuten, das Bild einer Kupferschale könnte auf frühe Funde bronzener Gefäße zurückgehen. In Sibirien lebten Stämme mit Verbindungen zu skythischen Gruppen, deren riesige Kessel auch Herodot erwähnte. Vielleicht bekamen frühe Jäger tatsächlich einmal ein solches Gefäß zu Gesicht – und aus einer einzelnen Begebenheit wuchs eine Legende.
Ein Ort, an dem Mythen länger leben als Menschen
Erzählungen über „schwarze einäugige Wesen“, „Eisenmänner“, rätselhafte Metalle und seltsames Gras kursieren weiterhin in Gesprächen und Artikeln. Je gründlicher die Taiga erforscht wird, desto öfter treten bodenständige Erklärungen an die Stelle des Mystischen. Und doch bleibt das Tal des Todes ein Ort, an dem Überlieferungen mitunter überzeugender klingen als Belege – vielleicht genau deshalb kehren Menschen immer wieder zu dieser Geschichte zurück.