11:30 01-12-2025

Der Blaue Stein von Pereslawl: Legende, Rätsel, Forschung

Legenden und Forschung rund um den Blauen Stein am Pleschtschejewo-See bei Pereslawl: Warum er seine Farbe ändert, sich bewegt und Forschende fasziniert.

Am Ufer des Pleschtschejewo-Sees, unweit der alten Stadt Pereslawl-Salesski, liegt ein Stein, der auf den ersten Blick unscheinbar wirkt. Und doch zieht er Menschen seit Jahrhunderten an; um diesen einzelnen Findling rankt sich ein dichtes Geflecht aus Legenden. Der Blaue Stein vertieft nach Regen seinen Farbton – und, so berichten Augenzeugen, er könne sich sogar bewegen.

Spur eines uralten Heiligtums

Solange man sich erinnern kann, galt der Blaue Stein als heilig. Einer Überlieferung zufolge verehrte ihn vor rund zweitausend Jahren der finnougrische Stamm der Merja auf dem Alexandrow-Hügel. Als später Slawen hier siedelten, erhielt der Stein eine neue Rolle: Er diente als Ort für Opfergaben an Sonnengötter. Im Alltagsgebrauch setzte sich für den Hügel der Name Jarilos Glatze durch – eine Bezeichnung, die die Erinnerung an die über Jahrhunderte geübten heidnischen Riten wachhielt.

Mit der Christianisierung versuchten die Obrigkeiten, die alte Verehrung zu tilgen. Im 12. Jahrhundert wurde der Stein vom Hügel gestürzt, um die heidnische Stätte zu beseitigen. Der Volksglaube warnte, alles, was darüber errichtet werde, halte nicht lange. Tatsächlich brannte eine Kirche ab, eine fürstliche Residenz stürzte ein, und neue Bauten fassten keinen dauerhaften Fuß.

Der Stein, der immer wieder zurückkehrte

Verbote hielten die Menschen kaum ab. Die einen suchten Heilung, andere trafen sich abends zum ausgelassenen Beisammensein – sehr zum Ärger der Mönche des Borisoglebsky-Klosters. Anfang des 17. Jahrhunderts beschlossen sie, den Stein endgültig loszuwerden, und vergruben ihn in einer tiefen Grube. Zwölf Jahre später tauchte der Findling wieder an der Oberfläche auf. Die Leute werteten es als Wunder, und der Zustrom von Besuchern wuchs.

Im 18. Jahrhundert wählte die Obrigkeit eine radikale Lösung: Der Findling sollte als Fundamentstein für eine neue Kirche dienen. Im Winter wurde er auf mächtige Schlitten gehievt und über das Eis des Pleschtschejewo-Sees gezogen. Das Eis gab nach, der Stein sank. Damit schien die Sache erledigt. Doch Fischer bemerkten etwas Merkwürdiges: Der Brocken rückte auf dem Seegrund vor. Über siebzig Jahre kroch er zurück ans Ufer und tauchte nahezu an seinem alten Platz wieder auf. Seither hat niemand mehr versucht, ihn zu versetzen.

Warum sich der Findling bewegt: wissenschaftliche Ansätze

Seit Generationen ringen Forschende mit dem Rätsel des Blauen Steins. Unter Wissenschaftlern kursieren mehrere Erklärungen:

• Die Bewegung könnte auf die Wasserzirkulation im See zurückgehen; • im Winter friert der Stein ins Eis ein und verschiebt sich beim Frühjahrstreiben.

Doch keine dieser Ideen beantwortet alle Fragen. Wie sollten Strömungen einen 12-Tonnen-Block in Bewegung setzen? Warum messen Erhebungen rund um den Findling erhöhte Strahlungswerte? Und wie sind Lichtausbrüche und Sichtungen von Kugelblitzen zu erklären? Es gibt auch kühnere Ansätze: Manche Forschende vermuten, der Stein sei Teil einer komplexen natürlichen Formation, deren Hauptteil im Untergrund verborgen liege.

Offene Fragen, die nicht verblassen

Der Blaue Stein lockt weiterhin Forschende und Reisende an. Nach Regen verändert er seine Farbe, selbst in heftigen Schneestürmen schüttelt er den Schnee ab und bleibt das Herz unzähliger lokaler Erzählungen. Während Fachleute aufmerksam bleiben, steuern die Bewohner neue Episoden zur Überlieferung bei und betonen, der Stein halte noch Überraschungen bereit. Es leuchtet ein, warum der Ort Menschen so nachhaltig in seinen Bann zieht.