17:40 30-11-2025
Japan abseits der Pfade: Yonaguni und Iya-Brücken
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Entdecke Japans verborgene Seiten: das Unterwasser-Rätsel von Yonaguni und die lebenden Rankenbrücken im Iya-Tal. Debatten und Reisetipps abseits der Massen.
Sumo, Sushi und Sakura sind längst nicht die einzigen Symbole Japans.
Hinter den glänzenden Postkartenmotiven gibt es Orte, die selten in Reisekatalogen landen. Einer liegt unter den Wellen vor der kleinen Insel Yonaguni; ein anderer schwingt hoch über einer Bergschlucht im Herzen Shikokus. Beide geben der Forschung auf ihre Weise Rätsel auf und lassen Fragen ohne bequeme Antworten zurück.
Was liegt vor Yonaguni unter Wasser?
Yonaguni, eine kleine Insel am westlichen Rand Japans, liegt näher an Taiwan als an Tokio – bekannt wurde sie jedoch nicht durch ihre Lage, sondern durch das, was in Küstennähe auf dem Meeresgrund ruht.
1986 entdeckte ein Tauchlehrer unter Wasser gewaltige Kanten, Plattformen und präzise rechte Winkel. Manche Partien wirkten, als seien sie von Menschenhand geformt – eine Debatte begann, die bis heute nicht wirklich abgeebbt ist.
Die eine Seite hält das Areal für die Überreste einer uralten Anlage – womöglich sogar einer Stadt –, die Tausende Jahre alt sein könnte. Befürworter meinen, zwischen den Blöcken Treppen, Wege und Säulen erkennen zu können.
Die meisten Fachleute neigen jedoch zu einer natürlichen Entstehung. In dieser Region können solche Formationen aus dem örtlichen Gestein und der tektonischen Aktivität heraus von selbst entstehen.
Offizielle Ausgrabungen gab es nicht, und die japanischen Behörden haben den Ort nicht als historisches Denkmal ausgewiesen. Dennoch zieht Yonaguni Taucherinnen und Taucher aus aller Welt an, die das Rätsel mit eigenen Augen sehen wollen. Man wird den Eindruck nicht los, dass gerade die Ungewissheit seinen Reiz verstärkt.
Hoch in den Bergen: Brücken aus lebenden Ranken
In Zentralschikoku, eingebettet in die Hänge des Iya-Tals, hat sich eine ungewöhnliche Tradition erhalten: Hängebrücken, die aus wilden Schlingpflanzen geflochten sind.
Die bekannteste, die Iya Kazurabashi, spannt sich über rund 45 Meter und hängt etwa 14 Meter über einem reißenden Fluss; sie bringt nahezu fünf Tonnen auf die Waage. Einst boten solche Übergänge den Einheimischen die Möglichkeit, Feinden rasch zu entkommen – die Ranken ließen sich im Notfall kappen.
Heute wird die Brücke alle drei Jahre erneuert, wodurch die Handwerksweise früherer Generationen bewahrt bleibt. Reisende tasten sich noch immer hinüber, klammern sich ans Geflecht und setzen die Schritte bedacht auf die Holzbohlen, während der Fluss darunter tobt und die Spannkonstruktion bei jedem Schritt nachgibt. Das Erlebnis wirkt zugleich wacklig und bewusst – teils Prüfung, teils Ritual.
Trotz ihres Rufes bleibt die Kazurabashi in lokalen Traditionen verwurzelt, und andere, weniger bekannte Brücken in der Nähe stehen ihr in nichts nach.
Unterschiedlich – und doch verwandt
Die Formation von Yonaguni und die Iya-Rankenbrücken haben auf den ersten Blick wenig miteinander zu tun, teilen aber eines: Sie liegen fernab der üblichen Routen. In den meisten Pauschalprogrammen tauchen sie nicht auf – gerade diese Abgeschiedenheit lässt sie herausragen.
Beiden haftet ein Geheimnis an: Unklar bleibt, wer die steinähnlichen Formen unter Wasser geformt haben könnte, und ebenso rätselhaft ist, warum Menschen im modernen Zeitalter noch immer Brücken aus Ranken von Hand flechten. Vielleicht liegt der Reiz genau in dieser Spannung – zwischen dem, was die Natur hervorbringt, und dem, was Menschen zu bewahren wählen.
Das Unerklärliche zieht an
Der Fundort von Yonaguni befeuert weiterhin die Debatte unter Fachleuten und hält die Faszination lebendig. Die Rankenbrücken wiederum zeigen, dass alte Praktiken auch im 21. Jahrhundert ohne moderne Materialien fortbestehen können. Vielleicht ist es genau diese Beharrlichkeit, die beide Orte unverwechselbar im Gedächtnis verankert.