13:15 30-11-2025
Weinfälschungen erkennen: Etikett, Lagerung, Kauf-Tipps
© Ratnikov S.S.
Leitfaden für die Weinauswahl: Fälschungen erkennen, Etiketten lesen, Lagerung prüfen. So findest du vertrauenswürdige Weine und vermeidest Fehlkäufe.
Der Weinmarkt wandelt sich – und mit ihm die Regeln, nach denen wir eine Flasche auswählen. Käufer stellen heute mehr Fragen: zur Qualität und zur Redlichkeit der Anbieter. Mit steigender Nachfrage und höheren Preisen füllen sich die Regale mit Flaschen, die respektabel aussehen, zugleich aber Zweifel wecken.
Hier ist ein klarer Leitfaden zu den wichtigsten Signalen, die helfen, vertrauenswürdige Weine zu erkennen – und jene zu meiden, die besser im Regal bleiben.
Fälschungen: Gibt es sie noch?
Ja, wenn auch seltener als vor einem Jahrzehnt. Das Risiko steigt dort, wo Alkohol am Fiskus vorbei gekauft wird: aus dem Kofferraum, in Garagen, in kleinen Privatläden oder in Ferienorten, wo er als Hauswein angepriesen wird. Am häufigsten tauchen Fälschungen in kleinen Geschäften in Städten und Dörfern auf, wo billige Getränke so aufgemacht werden, dass sie bekannten Marken ähneln. Echte Budgetweine landen dort kaum – die Nachfrage ist schlicht zu schwach.
Selbst in großen Supermärkten kann Graumarkt-Wein durchrutschen. Papiere, Etikett und EGAIS mögen in Ordnung sein, doch die Herkunft bleibt unklar. Besonders häufig betrifft das importierte Flaschen, vor allem solche, die als georgisch verkauft werden. Branchenvertreter verweisen darauf, dass ein spürbarer Teil des als georgisch vermarkteten Weins gar nicht in Georgien produziert wird: Er wird anderswo abgefüllt und dann unter einem vertrauten Namen verkauft.
Steht "Weinmaterial" auf dem Etikett – ist das eine Fälschung?
Nein. Der Begriff Weinmaterial bedeutet, dass der Erzeuger fertigen Wein von einer anderen Quelle gekauft, ihn unter der eigenen Marke abgefüllt und in den Handel gebracht hat. Das ist legal, aber selten ein Qualitätsmerkmal. Solche Weine wirken meist flach, denn der Hersteller steuert den Weg von der Traube bis zur Flasche nicht und bringt im Kern nur sein Etikett an.
Trockenes Weinmaterial ist kein Hinweis auf Pulverwein – das ist ein hartnäckiger Mythos. Steht Weinmaterial auf der Flasche, empfiehlt es sich dennoch, die Erwartungen zu dämpfen: Gute Weine sind so gut wie nie so gekennzeichnet.
Was sollte auf dem Etikett nicht stehen?
Bestimmte Formulierungen sollten sofort misstrauisch machen. Am problematischsten ist das Versprechen, der Wein sei aus ausgewählten Traubensorten hergestellt. Werden keine konkreten Rebsorten genannt, weiß der Produzent vermutlich selbst nicht genau, was in der Flasche gelandet ist. Solche Wendungen kaschieren oft Massenware aus günstigen Rohstoffen unklarer Herkunft. Erfahrungsgemäß verraten vage Worte eher Unsicherheit als Transparenz.
Einfache Regeln für die Weinauswahl
Eine ordentliche Flasche findet man mit ein paar schnellen Checks.
Die Sorte passend zum Moment wählen. Würzige Rote wie Syrah sind ein Fehlgriff zu leichten Snacks, während ein spritziger Grüner Veltliner neben üppigen, fettreichen Speisen verblasst. Das Prinzip ist simpel:
- zu Fleisch — trockener Rotwein
- zu leichter Kost — Weiß- oder Roséwein
Die Flasche begutachten. Schraubverschlüsse deuten in der Regel auf junge Weine, die nicht zum Reifen gedacht sind. Ein Korken weist meist auf ein anderes Niveau von Lagerung und Produktion hin.
Auf die Bedingungen im Laden achten
Temperatur und Licht sind entscheidend. Wein, der Hitze oder direkter Sonne ausgesetzt war, verliert an Geschmack. Nicht selten unterscheiden sich zwei identische Flaschen in der Farbe – nur weil eine am Fenster stand.
Auf eine ehrliche Inhaltsangabe achten
Eine klare Auflistung der Rebsorten signalisiert Transparenz und Sorgfalt. Nebulöse Formulierungen sind ein Grund, weiterzugehen. Weinauswahl hat weniger mit Komplexität als mit Aufmerksamkeit zu tun: Etikett prüfen, Lagerbedingungen bedenken und den Stil zum Anlass passen. Fälschungen tauchen weiterhin auf, doch sie zu erkennen fällt leichter – unsichere Anbieter lassen auf dem Etikett oft mehr Spuren, als ihnen lieb ist.
Eine bewusste Wahl ist die sicherste Methode, Enttäuschungen zu vermeiden – und das Glas wirklich zu genießen.