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Geishas waren einst Männer: Taikomochi und ihre Geschichte
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Die Geschichte der Geisha begann männlich: Taikomochi prägten Japans Kultur. Erfahre, wie Frauen übernahmen, was blieb – und warum das heute wirklich zählt.
Das Bild der Geisha gilt seit Langem als eines der Symbole Japans: eine elegante Gestalt im Kimono, makelloses Make-up, geschmeidige, bedachte Bewegungen. Schnell entsteht der Eindruck, dieser Beruf sei schon immer weiblich gewesen. Doch der Anfang war ein anderer – es gab eine Zeit, in der Geishas Männer waren.
Wer die Taikomochi waren – und welche Rolle sie spielten
Im mittelalterlichen Japan traten männliche Unterhaltungskünstler auf, die Taikomochi, auch Hokan genannt. Sie sorgten für Feststimmung: erzählten packende Anekdoten und Witze, sangen, spielten Instrumente und hielten das Gespräch in Fluss. In adeligen Haushalten waren sie gern gesehen und agierten als gewandte Regisseure des gesellschaftlichen Miteinanders – eine Art traditionelle Entertainer oder Zeremonienmeister.
Die frühesten Hinweise auf diese Künstler stammen aus dem 13. Jahrhundert, und über viele Generationen blieben sie eine prägende kulturelle Größe ihrer Zeit.
Wie Frauen das Feld übernahmen
Mitte des 18. Jahrhunderts änderte sich das Bild. Auf das Jahr 1751 datieren Aufzeichnungen den Auftritt der ersten weiblichen Geisha. Mit der Zeit zogen Frauen mehr Aufmerksamkeit auf sich: Ihre Tänze, Lieder und Instrumentalstücke fanden in wachsenden Städten ein neugieriges Publikum, das neue Formen der Muße suchte.
Schritt für Schritt verdrängten die Künstlerinnen die männliche Tradition. Männliche Geishas wurden zur Ausnahme – obwohl sie das Handwerk geprägt hatten.
Wohin die männlichen Geishas verschwanden
Der Beruf der Taikomochi verlor nach und nach an Boden. Im 20. Jahrhundert wurden seine Vertreter selten, und heute gibt es nur noch wenige. Überlieferte Angaben sprechen von ungefähr fünf: vier in Tokio und einer in Kyoto. Sie halten die Tradition eher aus Hingabe als aus finanziellen Gründen lebendig und bleiben der breiten Öffentlichkeit nahezu unsichtbar.
Die meisten Menschen gehen inzwischen davon aus, dass eine Geisha per se eine Frau ist – die Geschichte erzählt jedoch eine vielschichtigere Entwicklung.
Was sich verändert hat – und was geblieben ist
Zwar prägen heute Frauen den Beruf, doch das Wesen der Arbeit hat sich kaum verschoben. Es bleibt die Kunst der sozialen Anmut: eine besondere Atmosphäre schaffen, Geschichten erzählen, Gespräche lenken, Aufmerksamkeit halten.
Verändert haben sich Erscheinungsbild, gesellschaftliche Haltungen und das Geschlechterverhältnis auf der Bühne. Die moderne Geisha gilt als Sinnbild von Weiblichkeit; wer sich an die Anfänge erinnert, räumt Klischees beiseite und versteht die Tradition tiefer.
Warum das wichtig ist
Diese Geschichte handelt nicht nur von japanischer Kultur, sondern auch davon, wie Berufe sich verwandeln, wie sich Rollen von Männern und Frauen verschieben und wie Traditionen sich ihrer Zeit anpassen. Was heute selbstverständlich und unveränderlich wirkt, sah einst ganz anders aus.
Das zu erkennen hilft, kulturelle Prozesse klarer zu lesen und vermeintliche Selbstverständlichkeiten mit frischem Blick zu betrachten.